Dienstag, 9. August 2016

Abschlussbericht über mein Austauschjahr in Russland 2015/2016

Hi meine Lieben!

Es tut mir sehr Leid, dass ich in den letzten Monaten meines Austauschjahres nichts mehr geschrieben habe, aber es ging alles sehr schnell und stressig zu. Ich war sehr viel unterwegs und musste viele, zum teil schwere Verabschiedungen hiner mich bringen. Aber jetzt bin ich endlich daheim (auch wenn schon seit einem Monat :D) und kann mich stolz einen Rebound nennen!
Ich bin sehr glücklich darüber, mich für dieses Abenteuer entschieden zuhaben und bereue es kein bisschen!
Nun also, habe ich einen Abschlussbericht für meinen Sponsor-Rotary-Club geschrieben und dachte ich könnte ihn auch in meinem Blog posten, da er mein Jahr sehr gut zusammenfasst.



Abschlussbericht meines Austauschjahres in Russland

Das aufregendste und erlebnisreichste Jahr in meinem Leben begann – wie wahrscheinlich bei jedem Exchange Student – mit dem schmerzvollen Abschied von der Familie. Nachdem ich um 4 Uhr nachts den tränenreichen Abschied von meinem Bruder hinter mich gebracht habe, ging es für meine Eltern und mich nach Prag, wo mein Flug nach Sankt-Petersburg ging. Dann kam schon der Moment des Abschieds, ich habe sofort angefangen zu weinen und meine Mutter hat gleich eingestimmt. Mein Papa blieb, wie immer, ganz cool. Nachdem ich durch die Passkontrolle durchgegangen bin, habe ich –glaube ich – erst realisiert, dass ich von nun an auf mich allein gestellt bin und dass in diesem Moment ein neuer Lebensabschnitt für mich beginnt.

Als ich später also in Sankt-Petersburg ankam, wurde ich herzlichst von dem Counselor des Sankt-Petersburger „Weiße Nächte“-Rotary Clubs empfangen. Mit einem anderen Jungen aus Belgien wurde ich dann in ein Hostel gefahren, wo ich dann mit den anderen Austauschschülern die ersten 2 Tage in der zweiten Hauptstadt Russlands mit einiger seiner Sehenswürdigkeiten erleben durfte. Wir waren eine Gruppe von 8 Leuten in unserem District (es gibt zwei in Russland) und haben uns sehr schnell angefreundet; man kann sagen, dass wir uns am Tag der Abreise in die jeweiligen Gastfamilien, schon als „Family“ bezeichnet haben und bis jetzt immer noch eine sind.

Dann kam auch schon der große Moment… Das erste Aufeinandertreffen mit meiner ersten Gastfamilie!! Ich war unglaublich aufgeregt und scheinbar meine neue Familie auch. Am Bahnhof in Weliki Novgorod – der Ort, der ab sofort meine Heimat geworden ist – haben mich und einen anderen Jungen aus Taiwan unsere Gastfamilien und der Counselor unseres Host Clubs empfangen. Ich war so gerührt von der Liebe, die meine Gastfamilie gegenüber mir ausgestrahlt hat, obwohl sie mich noch nie gesehen haben! Sie haben mir Blumen geschenkt und meine Gastmama hat gleich klargestellt, dass ich ab jetzt ihre neue zweite Tochter bin und sie mich liebt. Ich war ehrlich gesagt etwas geschockt, denn ich hätte niemals gedacht, dass russische Menschen (wie sich im Verlauf des Jahres herausgestellt hat) so gastfreundlich sind!

In den ersten 4 Monaten sind wir uns also immer nähergekommen und haben immer mehr über den anderen erfahren. Im Dezember sollte dann der Wechsel der Gastfamilien darstellen, was eine große Umstellung für mich bedeutete. Im ersten Moment fand ich die Familie total lieb und nett (mit der Mutter habe ich mich schon etwas früher in der Schule getroffen), was sich aber in den nächsten zwei Monaten schlagartig änderte. Denn die zweite Familie stellte sich als großes Desaster heraus, weshalb meine erste Gastmutter beschloss mich kurzfristig (da sich so schnell keine neue Familie finden konnte) wieder bei sich aufzunehmen.

Der nächste Wechsel fand dann im Februar statt, und zwar bin ich da zu der Tochter meines Club-Präsidenten gekommen. Diese Familie wurde schließlich zu meiner Lieblingsfamilie in diesem Jahr. Sie haben unglaublich viel mit mir unternommen, mir sehr viel von der russischen Kultur gezeigt und beigebracht, wofür ich immer noch sehr dankbar bin. Dort hatte ich zwei jüngere Gastschwestern und noch eine Hündin, die ich sehr liebe und vermisse.

Im April habe ich dann den letzten Wechsel gehabt. Diese Familie war auch sehr nett, jedoch musste ich diese dann auch aufgrund eines Missverständnisses zwischen Club und Familie verlassen. Dabei hat mich meine dritte Familie wiederaufgenommen, worüber wir alle sehr froh waren.

So viel zu den Familien.

Nun zu den ganzen Unternehmungen und Reisen: Zusammen mit den Exchange Students hatten wir eine erste Orientation im Oktober und zwar ein paar Tage in Sankt-Petersburg und ein paar Tage in Novgorod. Das war so das erste große Erlebnis für mich in meinem Jahr. Wir waren an sehr vielen Orten und haben uns sehr viele Sehenswürdigkeiten angesehen. Sowohl in Novgorod als auch in SPb.
Übrigens ist Sankt-Petersburg (SPb) in dem letzten Jahr für mich auch wie eine zweite Heimat geworden, denn ich war sehr oft dort bei meinen Freunden.

Im Dezember ging es dann für mich für zwei Wochen über Neujahr zu meiner Tante nach Krasnodar, total aufregend, da ich sie schon sehr lange nicht mehr gesehen habe und vor allem meine Cousine und Cousin. Dort durfte ich auch sehr viel von der Stadt sehen und das große Highlight war die Reise für 3 Tage nach Sochi, welche mir meine Tante schenkte. Ich durfte zum ersten Mal den Olympiapark der Olympischen Spiele 2014 sehen. Es kam mir alles so unreal vor, denn aus dem verschneiten Krasnodar raus in ein sonniges (aber trotzdem kaltes ;-)) Sochi anzukommen, welches auf den ersten Blick wie Miami oder so aussieht, ist doch schon etwas unreal. Alles in allem hatte ich eine schöne Zeit mit meinen Verwandten und war froh, dass ich Neujahr mit meiner Familie verbringen durfte.

Im März hatten wir die nächste Reise mit den Exchange Students nach Finnland, Schweden und Estland mit dem Kreuzfahrtschiff. Diese Reise war eines meiner persönlichen Highlights!

Im April bin ich ebenfalls 2 Wochen zu meiner anderen Tante, welche im Heimatort meiner Mutter (leiblichen Mutter :D) lebt, gefahren. Dort durfte ich dann ein traditionelles russisches Osterfest miterleben. Außerdem durfte ich in die alte Wohnung gehen, in der meine Mama mit meinem Opa und meiner Oma und ihren Schwestern gelebt haben. Zudem habe ich die Schule gesehen, an die meine Mama ging und in der Hauptstadt Mordowiens („Bundesland“ in dem sich die Heimatstadt meiner Mama befindet) war ich auch.

Da ich mit dem Zug unterwegs war und in jedem Fall in Moskau umsteigen musste, habe ich gleich dort 3 Tage verbracht. Und zwar habe ich dort die beste Freundin meiner Mama seit Kindeszeiten kennengelernt. Natürlich habe ich auch dort die wichtigsten Sehenswürdigkeiten gesehen. Insgesamt wieder eine sehr gelungene Reise.

Ein paar Wochen später bin ich für einige Tage nach SPb gefahren um dort, ein Sprachexamen in der Staatlichen Universität Sankt-Petersburgs zu schreiben. Und nebenbei habe ich mich auch mit meinen Freunden wieder getroffen. Was ich zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht wusste ist, dass mich daheim eine riesen Überraschung erwarten sollte, die mich komplett aus dem Konzept bringen wird. Daheim also angekommen (ich war total müde und kaputt von der Fahrt, außerdem war es schon fast Mitternacht), stieg ich aus dem Bus und habe meine Gastmutter angerufen, damit sie mich abholt. Als ich da am Bahnhof dann so wartete, sah ich ein bekanntes Gesicht auf mich zukommen. Es war meine Tante aus Krasnodar! Ich habe mich sehr gefreut, mal wieder ein vertrautes Gesicht zusehen, nach den letzten stressigen zwei Monaten. Jedoch kam sie nicht allein. Sie also wollte mir einen Arbeitskollegen vorstellen mit dem sie angeblich gekommen sei. Als ich dann mit ihr los gegangen bin um den besagten Kollegen kennenzulernen sah ich, dass meine Mama hinter dem Gebüsch vorgekrochen kommt! EIN RIESEN SCHOCK!! Damit habe ich nie gerechnet und ich habe sofort das HEULEN angefangen. Dieses Geheule hat man vermutlich in der ganzen Stadt hören können… :D…. Naja aber man muss ja seinen Gefühlen freien Lauf lassen können. Also habe ich die nächsten 5 Tage mit meiner Mama und meiner Tante verbracht, habe ihnen meine Stadt gezeigt und bin danach mit ihnen wieder nach SPb gefahren.
Sehr schöne und emotionale Woche…

Im Juni stand ging unser Jahr dann auch schon aufs Ende zu. Die „Final Tour“ stand auf dem Programm. Zusammen mit den Austauschschülern fuhren wir nach Moskau, Vladimir und Susdalj. Zwischendurch waren wir noch ein paar Stunden in Novgorod und in SPb haben wir auch noch ein Paar Konzerte und Vorstellungen besucht. Eine sehr schöne und wirklich gut organisierte letzte Reise, welche in einem riesen Tränenbad geendet hat, als es hieß ihr müsst euch verabschieden. Ich denke mehr muss ich dazu nicht sagen.

Das war also die Hauptbeschäftigung für mich im letzten Jahr. So viel wie nur möglich vom Land sehen!
Und es ist mir gelungen.

Zur Schule… Meine Klasse (ich kam in die 11.) hat mich von Anfang an total lieb aufgenommen und mir in jeder Situation geholfen! Ich durfte sogar ihren Abschlussball mit ihnen erleben, was nicht selbstverständlich ist. Dort habe ich mich auch mit einigen sehr gut angefreundet. Auch die Lehrer waren alle sehr nett und aufgeschlossen. Meine Klassenlehrerin war wie eine Gastmutter für mich! Diese Schule ist eine sehr kleine Privatschule, sprich jeder Jahrgang ist eine Klasse und man hat hier in der ganzen Schule so ein familiäres Verhältnis, was manchmal gar nicht so gut war. Denn alle wissen ALLES über einen. Sogar über mich wurde mit der Zeit gelästert. Aber an sich war es trotzdem eine schöne Zeit in dieser Schule. Ich wurde auch viel miteinbezogen, wenn es um Klassenfahrten oder irgendwelche Auftritte ging, das ist nämlich auch nicht selbstverständlich. Demnach war auch dieser Abschied sehr tränenreich…



Alles in allem war das letzte Jahr eine super Entscheidung und brachte mir super viele neue Erkenntnisse über Russland und über die Welt und hat mich auch sehr viel gelehrt. Außerdem habe ich seit dem letzten Jahr eine ganz andere Sicht auf Vorurteile verschiedener Länder und ihrer Einwohner. Denn reisen und die Welt entdecken, bekam in diesem Jahr eine große in meinem Leben und diese möchte ich nie wieder missen. Ich plane jetzt schon meine nächsten Reiseziele um mehr von den vielen verschiedenen Kulturen zu sehen.

Und nun kann ich auch stolz den berühmten Satz bestätigen, denn

„Dieses Jahr war kein Jahr in einem Leben, sondern ein Leben in einem Jahr!“



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